Quellen: Trinkwasserspender und Lebensraum

Peter Nagel, Prof. Dr. phil.
Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz, Abteilung Biogeographie

Mitgesuchsteller:
Peter Huggenberger, PD Dr.phil., Kantonsgeologe;
Walter Leimgruber, Prof.Dr.phil.I, Volkskunde Uni Basel;
Daniel Küry, Dr.biol., Life Science AG; Brigitte Baltes, Dr.phil., NLU

Leitfragen:

  • Wie kann der Kenntnisstand über naturnahe und für Trinkwasser genutzte Quellen in der Region um Basel verbessert werden?
  • Welche Gefährdungsursachen bestehen, bzw. werden wahrgenommen und wie kann ein Rahmenkonzept für Quellen in Hinsicht auf die unterschiedlichen Nutzungsansprüche entwickelt werden?
  • Wo können effiziente Massnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung von Quellen umgesetzt werden?
  • Wie muss ein umfassendes Quellenprogramm aussehen?
  • Wie kann die Gesellschaft darin involviert werden?

Kurzfassung:

Quellen sind seit alters her wichtige Ressourcen für die menschliche Bevölkerung. Jedoch erst im 20. Jahr-hundert wurden Quellen als Lebensräume einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt erkannt und erforscht. Verschiedene Randbedingungen haben sich in der Zwischenzeit verändert:
Einerseits sind natürliche Quellhabitate durch den Nutzungsdruck, z.B. Trink- oder Brauchwasserversorgung äusserst selten geworden, andererseits mussten viele Quellen aus Qualitätsgründen oder mit der Zunahme der Bedeutung der Grundwasserleiter als Trinkwasserressource vom Wasserversorgungsnetz abgehängt werden. Quellen sind somit in ihren Funktionen gefährdet und bedürfen spezifischer Schutzkonzepte.
Das Projekt trägt zur Problemlösung bei, indem die heutige gesellschaftliche und naturwissenschaftliche Be-deutung der Quellen erfasst wird und Quellen nachhaltig in ihren Funktionen z. B. als Trinkwasserspender oder als Lebensraum erhalten und gegebenenfalls saniert oder revitalisiert werden. Dabei sind vier Phasen mit fol-genden Zielen vorgesehen:

Aufbau einer Informationsplattform bezüglich Quellen in der weiteren Region Basel.
Alle relevanten Institutionen wie auch die Bevölkerung sind für einen umweltverträglichen Umgang mit den Quellen auf ausreichende Basisinformationen angewiesen. Diese sind derzeit in der Region höchstens bruch-stückhaft vorhanden und in teilweise nicht allgemein verwertbarem Datenformat.
Entwicklung von Leitlinien und Bewertungsverfahren für die unterschiedlichen Nutzungsformen an Quellen (Regionales Entwicklungskonzept Quellen).
Die Nachhaltigkeit der Quellen-Funktionen „Wasserspender“ und „Lebensraum“ ist nur bei Vorliegen umfassender, regionalspezifischer Konzepte zu verwirklichen.
Spezifische Förderung der Wiederherstellung von beeinträchtigten Quellen.
Die Planung und Durchführung konkreter Schritte zur Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen an einem ausgewählten Beispiel erlaubt exemplarisch die praktische Überprüfung und Weiterentwicklung der Informationsplattform und des Entwicklungskonzepts.
Entwicklung und Konzeption zur Umsetzung von Quellprogrammen.
Regional angepasste Quellprogramme einschliesslich ihrer Implementierung sind die Handlungsanweisungen und Instrumente für die mittel- und langfristige Sicherung eines umweltverträglichen Umgangs mit Quellen, durch den auch unterschiedliche Nutzungsformen der Quellen nachhaltig gesichert werden.

Methoden, resp. Modelle u.ä. der hochschulinternen Partner, die zur Bearbeitung der Forschungsprozesse und Erarbeitung der Umsetzungsvorschläge zur Anwendung kommen, ergänzen sich wechselseitig durch praxis-nahe Arbeiten der externen Partner zur Forschungsunterstützung und Durchführung der Umsetzungsprozesse.
Das hier konzipierte Projekt ist initiiert durch den in der Praxis vorhandenen Bedarf und basiert auf den spezifischen Kompetenzen aller wichtigen Handlungsträger. Es ist in dieser inter- und transdisziplinären Konzeption wissenschaftlich, administrativ und bezüglich der Umsetzung ein eigenständiges Vorhaben, wenn auch notwendigerweise aufs engste mit den bestehenden Aktivitäten der Beteiligten verknüpft. Die Projektorganisation beinhaltet verschiedene Strukturen und Massnahmen, welche die Eigenständigkeit sicherstellen (z.B. Koordination, Arbeitsgruppen, Workshops, Reporting). Neben der Inter- und Transdisziplinarität, der auch im internationalen Kontext innovativen Forschung und der Orientierung an dem in der Gesellschaft und der Wissenschaft vorhandenen Bedarf ist eine weitere Besonderheit des Projekts die Durchführung erster Umsetzungsmassnahmen der gewonnenen Erkenntnisse und die langfristige Sicherung des Projektziels durch die Entwicklung von Quellprogrammen auf der Basis eines Entwicklungskonzepts, das von allen Stakeholdern mitverantwortet wird.
Neben einem inter- resp. transdisziplinären Team von Forscherinnen und Forschern an der Universität Basel (NLU, GPI, Ethnologie) sind die zuständigen Verwaltungsstellen der beiden Basler Kantone hochschulexterne Partner (Amt für Umwelt und Energie BS, Amt für Umweltschutz und Energie BL, Abt. Natur und Landschaft BL, Kantonales Labor BL). Weitere Partner für die Umsetzung sind das Ökobüro Life Science in Basel und das Trinationale Umweltzentrum in Weil am Rhein. Zur Durchführung der Forschungsarbeiten zur Revitalisierung und Bereitstellung der sozialstatistischen Datengrundlagen ist die Beteiligung der Gemeinden notwendig und für weitere Umsetzung ist eine enge Zusammenarbeit mit Naturschutzvereinen vorgesehen.

Publikationen:

Küry, D (2003). Unbekannte Quellen und ihre nachhaltige Nutzung. BNV-Mitteilungsblatt