Diversitätswahrnehmung in biologischen und literarischen Texten des 19. und 20. Jahrhunderts
Zeller Rosmarie, Prof. Dr.
Germanistik, Deutsches Seminar, Uni Basel
Mitgesuchsteller und Hauptbeteiligte:
Simon Christian (Geschichte)
Ritter Markus (Biologie)
Leitfragen:
- Welche wissenschaftlichen Konzepte fördern bzw. hemmen das Interesse an Artenvielfalt und Biodiversität?
- Wie wird Vielfalt in literarischen und wissenschaftlichen Texten dargestellt?
Ergebnisse:
Die an der Physik als Leitwissenschaft ausgerichtete Biologie interessierte sich bis in die achtziger Jahre kaum für das Phänomen der Vielfalt, dieses interessierte dagegen die Ressourcenforschung, die Wirtschaft und die Politik. Erst in den achtziger Jahren begann sich die Biologie vermehrt für die Biodiversität zu interessieren und die Systematik wieder aufzuwerten, die im 19. Jh. ihre Blüte erlebte. Wie denn überhaupt im 19. Jh. die Darstellung von Vielfalt zur Darstellung einer Realität gehörte, die vor allem eine sinnlich wahrgenommene war. So löst in den Avifaunen der Feldornithologe den auf reine Nützlichkeit ausgerichteten Vogelfänger ab; die Figur des Beobachters, Spaziergängers, Wanderers tritt auch in den literarischen Texten sehr häufig auf. Vielfalt ist immer mit positiven Werten verknüpft und wird sprachlich häufig auch durch eine Vielfalt stilistischer Mittel ausgedrückt. Der Naturwissenschaftler hingegen drückt sich mittels "trockener" Listen aus, was ihn in den Augen der Ortsansässigen häufig abwertet als einen, der die Realität nicht "richtig" erfasst. Ein Befund, der vor allem in der Naturschutzarbeit berücksichtigt werden sollte.
Publikationen:
Zeller R., 1994, Naturwahrnehmung und Naturdarstellung oder Was kann die Literaturwissenschaft zum Thema Biodiversität beitragen?, in: MCO-Bulletin 2. August 1994, S. 4-6, siehe Dossier F09/93
Ritter M., 1994, Avifaunistik und Vogelschutz - ein Fallbeispiel zum Wertwandel im Umgang mit der Natur, in: Verhandlungen der Naturfor-schenden Gesellschaft Basel 104:45
Blattner M., Ritter M., 1994, Probleme der Erforschung der historischen Brutvogelfauna am Beispiel der Nordwestschweiz, in: Ornitologischer Beobachter 92, 1994, 69-80
Stettler N., 1994, Biodiversitätswahrnehmung in wissenschaftlichen und literarischen Texten des 19. und 20. Jh. Gekürzte Version eines Referates, in: Biodiversität, MCO-Info, Nr. 2, S.6-8, siehe Dossier F09/93
Ritter M., 1995, Natur als Design, in: Lucius Burckhardt: Design = Unsichtbar. Hrsg. vom Deutschen Rat für Formgebung.Cantz Verlag, Ostfildern, 46-51
Ritter M., 1995, Überlegungen zum Ansatz und Erfolg des Naturschutzes, in: anthos. Zeitschrift für Freiraumgestaltung, Grün- und Landschaftsplanung 3, 5-6
Simon Ch., 1995, Diversitätswahrnehmung, Diversitätspräsen-tation. Ein nichtdisziplinärer Versuch, in: Biodiversität, MCO-Info, Nr. 4, , S.4-6, siehe Dossier F09/93
Ritter M., Ickstadt K., Biber-Klemm S., Kocher-Schmid Ch., Stettler N., 1995, Gesellschaftliche Wahrnehmung, Bewertung und Umsetzung der Biodiversität, Gaia, Nr. 4/4, 95, 250-260
Stettler N., 1996, Der biowissenschaftliche Blick auf die Vielfalt, in: Uni Nova 75/1996
Zeller R., 1996, Darstellung von pflanzlicher Vielfalt in literarischen Texten, in: Uni Nova 75/1996
Ritter M., 1996, Naturschutz gestern - heute - morgen, in: Uni Nova 75/1996
Stettler, N., Natur erforschen: Perspektiven einer Kulturgeschichte der Biowissenschaften an Schweizer Universitäten 1945 - 1975, Zürich : Chronos, 2002