Nahrungs- und Nutzpflanzen vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit (11.-18.Jh.) im Raum Basel

Rippmann Dorothee, Dr.
Forschungsstelle Baselbieter-Geschichte

Mitgesuchstellerinnen:
Jacomet Stefanie (Biologie)
Irniger Margrit (Geschichte)
Kühn Marlu (Biologie)

Leitfragen:

  • Welche sozialgeschichtliche und ökonomische Bedeutung hatten Pflanzen in vorindustrieller Zeit?
  • Wie können archäologische und botanische Daten nutzbar gemacht werden?

Ergebnisse:

Durch historische und archäobotanische Untersuchungen in Lausen-Bettenach (BL) konnte eine Vielzahl von damals verwendeten Nahrungspflanzen (Getreidearten, Sammelfrüchte und andere Kulturpflanzen) nachgewiesen werden. Die zusätzliche Auswertung schriftlicher Quellen über Lebensmitteleinkäufe eines mittelalterlichen Grosshaushalts ergänzt die blosse Auflistung archäologisch nachgewiesener Pflanzenarten mit Angaben über gängige Konservierungs- und Zubereitungsarten. Daraus kann geschlossen werden, dass im Mittelalter die Ernährung keineswegs eintönig war und im Hochmittelalter die Zahl kultivierter Pflanzen sogar noch zunahm.
Dank der Auswertung von Wildpflanzen sind auch Schlüsse auf alte, ackerbauliche Methoden möglich. Ein umweltgeschichtlich relevantes Ergebnis ist der Nachweis von längst verschwundenen Ackerbeikraut-Gesellschaften, darunter von Pflanzen, die durch moderne agroindustrielle Bodenbearbeitungsmethoden heute praktisch ausgerottet sind.

Umsetzung:

Mitarbeit an der Ausstellung "Fundgruben" über archäologische Funde in Latrinen, Historisches Museum Basel (1996)
Lehrer/-innenfortbildungskurs im August 1998
Kapitel über Gartenkultur und pflanzliche Nahrungsmittel in der Neuen Kantonsgeschichte BL (erscheint 2001)
Lehrveranstaltungen von Stefanie Jacomet am Botanischen Institut der Universität Basel

Publikationen:

Kühn M., Jacomet S., 1995, Spätmittelalterliche Getreidefunde aus einer Brandschicht des Basler Rosshof-Areales (15. Jahrhundert AD), Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt 1992, S.69-83

Rippmann D., 1996, Gärten, Obstbäume und Obst im Mittelalter, Beitrag für den Katalog zur Ausstellung "Latrinen" im Histori-schen Museum Basel, Pia Kamber, Christine Keller (Hrsg.), Basel

Kühn M., Jacomet S., 1996, Late Medieval (15th century) cereal finds from "Rosshof" site in Basel (Switzerland), in: Colardelle Michel (éd.), L'homme et la nature au moyen âge. Paléoenvironnement des sociétés occidentales. Actes du Ve congrès international d'archéologie médiévale tenu à Grenoble (France), 6-9 octobre 1993, Paris, S.106-108

Rippmann D., 1996, Gärten, Obstbäume und Obst im Mittelalter, Geschichte 2001, Mitteilungen der For-schungsstelle Baselbieter Geschichte Nr. 20

Irniger M., 1997, Nahrungs- und Nutzpflanzen im Raume Basels im Spiegel der Spitalquellen des 15. und 16. Jh., Manuskript des Abschlussberichtes, Forschungsstelle Baselbieter Geschichte

Kühn M., 1997, Verkohlte Pflanzenreste aus mittelalterlichen Grubenhäusern (6. bis 12. Jahrhundert) in Lausen-Bettenach, Kanton BL, Schweiz, Manuskript des Schlussberichtes, Botanisches Institut Uni Basel

Irniger M., Kühn M., 1997, Hanf und Flachs. Ein traditioneller Rohstoff in der Wirtschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Traverse 1997/2, S.100 - 114

Brombacher Ch., Jacomet S., Kühn M., 1997, Mittelalterliche Kulturpflanzen aus der Schweiz und Liechtenstein: eine Übersicht der archäobotanischen Nachweise, in: Environment and Subsistence in Medieval Europe - Papers of the ‚ Medieval Europe Brugge 1997‚ Conference - Volume 09, S.95-111

Schnyder, A., 1997, Geschichte 2001: 10 Jahre Forschungsstelle, in: Baselbieter Heimatblätter 4(62), 1997

Irniger M., Kühn M., 1999, Obstvielfalt - von wilden und zahmen Früchten im Mittelalter und in früher Neuzeit, in: Archäologie der Schweiz 1(22), 1999, S. 49-56